Hilfe bei Reizdarm

Reizdarm: Behandlung im Überblick

Reizdarm: Behandlung

Wichtig ist im ersten Schritt, dass andere Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden. Denn Durchfall, Bauchweh oder Verstopfung können auch als Symptom vieler anderer Erkrankungen auftreten, die gezielt behandelt werden müssen. Steht die Diagnose Reizdarmsyndrom (RDS) fest, werden in der Regel einzelne Therapiemaßnahmen in Abhängigkeit davon empfohlen, welche Beschwerden im Vordergrund stehen. Doch es gibt auch einige Tipps und Mittel, die für alle Betroffenen gleichermaßen hilfreich sind.

Reizdarm-Therapie: Die Eckpfeiler der Behandlung

Das Reizdarmsyndrom kann sich durch vielfältige Beschwerden äußern, die auch unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Daher gibt es keine Standard-Therapie. Die meisten Empfehlungen zur Behandlung des Reizdarmsyndroms orientieren sich am jeweiligen Leitsymptom und können daher von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Einige Maßnahmen, wie zum Beispiel das Führen eines Beschwerdetagebuchs, geeignete Probiotika und ggf. auch eine psychotherapeutische Behandlung können jedoch für alle Betroffenen gleichermaßen sinnvoll sein.

Reizdarmsyndrom – wann kann es auftreten?

  • In der Kindheit oder im Erwachsenenalter
  • Nach einer Magen-Darm-Infektion
  • Nach traumatischen Lebensereignissen (z. B. Todesfall in der Familie, Missbrauch)

Was tun bei Reizdarm?

Beschwerdetagebuch: Wer über eine bestimmte Zeit hinweg seine Beschwerden dokumentiert, kann möglichen Auslösern auf die Spur kommen und herausfinden, welche Faktoren die Symptome verschlimmern können. Bei manchen Patienten lösen z. B. bestimmte Zucker (FODMAPs) Blähungen und Durchfall aus. Ernährung: Es gibt keine allgemeingültigen Empfehlungen für die Ernährung bei Reizdarmsyndrom im Sinne einer bestimmten „Diät“. Welche Veränderungen und Anpassungen sinnvoll sind, muss im Einzelfall entschieden werden und hängt davon ab, welche Symptome auftreten und ob individuelle Nahrungsmittelunverträglichkeiten bestehen. Grundsätzlich gilt: Erlaubt ist, was Ihnen bekommt. Mehr erfahren

Gesunde Lebensweise: Nicht rauchen, wenig Alkohol – das sind die Basisempfehlungen, wenn es um eine gesunde Lebensweise bei Reizdarmsyndrom geht. Darüber hinaus sind regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf ratsam. Eine wichtige Rolle spielt ausreichende körperliche Bewegung insbesondere dann, wenn bei Verstopfung die Verdauung in Gang gebracht werden muss.

Stressabbau: Dass Stress auf den Magen schlägt, ist hinlänglich bekannt. Auch beim Reizdarmsyndrom kann Stress offenbar Beschwerden auslösen oder verstärken. Zu den Ursachen für die Erkrankung zählt er allerdings nicht. Betroffenen werden verhaltensbezogene Therapiemaßnahmen (z. B. Entspannungstechniken, Anti-Stress-Training im Rahmen einer Psychotherapie) empfohlen.

Reizdarm Typische Symptome im Überblick

  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Bauchschmerzen, Krämpfe
  • Blähungen, Blähbauch

Reizdarm-Symptome …

…stellen sich oft im Zusammenhang mit den Mahlzeiten ein.
…können über Wochen, Monate oder gar Jahre bestehen.
…können in Bezug auf Stärke und Dauer variieren.
…führen oft zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Probiotika bei Reizdarm: Heute weiß man, dass das Reizdarmsyndrom mit Veränderungen der Darmflora (Mikrobiota) einhergeht. Unter anderem wurde z. B. festgestellt, dass die sogenannten Bifidobakterien in Stuhlproben von Betroffenen erniedrigt waren. Diese Bakterien zählen zu den „guten“ Darmbakterien. Ausgewählte Probiotika, die bestimmte Stämme dieser erwünschten Mikroorganismen enthalten, werden daher auch zur Behandlung des Reizdarmsyndroms eingesetzt.

Medikamente bei Reizdarmsyndrom: Welche helfen wann?

Bisher gibt es kein Medikament, das eine ursächliche Behandlung ermöglicht. Eine Heilung ist daher nicht möglich. Die Symptome lassen sich aber mit geeigneten Wirkstoffen oft zuverlässig lindern. Folgende Mittel können infrage kommen:

  • Krampflösende Mittel, sogenannte Spasmolytika sollten bei Bauchschmerzen und Krämpfen zum Einsatz kommen. Rezeptfreie Wirkstoffe sind z. B. Butylscopolamin und Pfefferminzöl. Klassische Schmerzmittel wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure und Ibuprofen sowie Opioide sind nicht geeignet.
  • Probiotika: Ausgewählte Bakterienstämme wie das Bifidobacterium infantis werden zur Behandlung des Reizdarmsyndroms empfohlen. Aufgrund der überzeugenden Studienlage haben die deutschen und internationalen Fachgesellschaften für Gastroenterologie sie auch als evidenzbasierte Therapieoption in die deutschen und internationalen medizinischen Leitlinien zum Reizdarmsyndrom aufgenommen.1,2 Sie können die bei Reizdarm-Patienten gestörte Darmflora wieder ins Gleichgewicht bringen und so verschiedene Darmbeschwerden gleichzeitig lindern.
  • Entschäumer wie z. B. Simeticon können Blähungen lindern, indem sie die Oberflächenspannung der Gasbläschen im Darm verringern und diese dadurch aufgelöst werden.
  • Loperamid ist ein Wirkstoff, der den Darm sozusagen „lahmlegt“ und daher bei Durchfall zum Einsatz kommen kann. Er hemmt die Darmbewegung, die bei Durchfall gesteigert ist. Alternativ kommt auch der Wirkstoff Cholestyramin infrage.
  • Flohsamenschalen zählen zu den löslichen Ballaststoffen und sind die erste Wahl für Reizdarm-Patienten mit Verstopfung. Auch bei Durchfall können sie eingesetzt werden.
  • Abführmittel (Laxanzien) wie zum Beispiel Macrogole können ebenfalls bei Verstopfung angewendet werden, wenn die löslichen Ballaststoffe keine ausreichende Wirkung zeigen.
  • Bestimmte pflanzliche Mittel, die Wirkstoffe z. B. der Pfefferminze enthalten, können ebenfalls einen Versuch wert sein. Heiltees auf Basis von Anis, Kümmel oder Fenchel können ebenfalls positive Effekte haben.
  • Trizyklische Antidepressiva (rezeptpflichtig) können bei chronischen, schwer behandelbaren Bauchschmerzen in sehr niedriger Dosierung zum Einsatz kommen, da sie auch über eine schmerzlindernde Wirkung verfügen. Bei Verstopfung sollten sie allerdings nicht angewendet werden. Eine weitere rezeptpflichtige Therapieoption stellen die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer dar, die ebenfalls zu den Antidepressiva zählen.

Reizdarm heilen – geht das?

Derzeit gibt es kein Medikament, durch das das Reizdarmsyndrom (RDS) geheilt werden könnte. Auch wenn bei manchen Patienten die Beschwerden mit der Zeit verschwinden – in der Regel verläuft die Erkrankung chronisch.

Tipps bei Reizdarm

Beim Arzt: Andere Ursachen ausschließen lassen
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Beim Arzt: Andere Ursachen ausschließen lassen

Sie haben den Verdacht, Sie könnten am Reizdarmsyndrom leiden? Der erste Schritt ist ein Besuch bei Ihrem Hausarzt. Er kann feststellen, ob möglicherweise andere Ursachen hinter den Beschwerden stecken. Denn Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall sind zwar die Hauptbeschwerden, die beim Reizdarmsyndrom auftreten – diese Symptome können jedoch auch durch zahlreiche andere Erkrankungen ausgelöst werden. Daher ist es wichtig, dass der Arzt zum Beispiel Nahrungsmittelallergien oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ausschließt. Erst dann kann mit einer gezielten Behandlung begonnen werden.

Mehr zur Diagnose des Reizdarmsyndroms

Symptom-Tagebuch
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Symptom-Tagebuch

Notieren Sie über einen längeren Zeitraum Tag für Tag an welchen Beschwerden Sie leiden, wann sie auftreten und was Sie gegessen haben. Auf diese Weise lässt sich die Art und Ausprägung der Symptome gut nachvollziehen – und möglicherweise kommen Sie auch Faktoren auf die Spur, die die Beschwerden hervorrufen oder verschlimmern.

Tipp: Diese Notizen liefern auch Ihrem Arzt wertvolle Hinweise. Nehmen Sie Ihr Symptom-Tagebuch am besten mit zum nächsten Termin.

Behandlung einzelner Symptome
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Behandlung einzelner Symptome

Die meisten Behandlungsmaßnahmen, die bei Reizdarm-Beschwerden infrage kommen, wirken gegen einzelne Symptome. Bei schmerzhaften Bauchkrämpfen können zum Beispiel sogenannte krampflösende Arzneimittel (Spasmolytika) angewendet werden. Blähungen können mithilfe von Entschäumern gelindert werden, indem diese die Gasbläschen im Verdauungstrakt auflösen. Gegen Verstopfung werden in der Regel Flohsamenschalen und – falls erforderlich – spezielle Abführmittel (Macrogole) empfohlen. Bei Durchfall kann im Zweifel auch der Wirkstoff Loperamid eingesetzt werden, der den Darm quasi „lahmlegt“ und auf diese Weise eine vorübergehende Besserung erzielt.

Ernährung
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Ernährung

Für viele Betroffene ist die Ernährung ein echtes Reizthema. Kein Wunder, denn die quälenden Beschwerden treten häufig nach den Mahlzeiten auf. Oft vermuten Reizdarm-Patienten deshalb Unverträglichkeiten und streichen zahlreiche wertvolle Lebensmittel rigoros vom Speiseplan. Dabei wird von strikten Ernährungsregeln und „Verbotslisten“ abgeraten. Denn wer zu wenig oder einseitig isst, riskiert nicht nur eine Mangelversorgung. Es kann auch zu einer Verschlimmerung der Beschwerden kommen. Wichtig ist, dass individuelle Nahrungsmittelunverträglichkeiten vom Arzt abgeklärt werden. Heute gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass Patienten, die vor allem mit Blähungen und Durchfall zu tun haben, von einer Low-FODMAP-Ernährung profitieren können.

Stressabbau
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Stressabbau

Stress kann einem ganz schön auf den Magen schlagen. Auch bei Gesunden können psychische Faktoren die Verdauung beeinträchtigen und zum Beispiel Durchfall oder Verstopfung begünstigen. Obwohl bisher keine eindeutige ursächliche Beziehung zwischen dem Reizdarmsyndrom und psychischem Stress belegt werden konnte, so gehen Experten doch davon aus, dass Stressfaktoren die Beschwerden bei vielen Betroffenen verschlimmern können. Daher profitieren viele Reizdarm-Patienten auch von Entspannungstechniken wie etwa Yoga oder Autogenem Training.

Bewegung & Geduld
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Bewegung & Geduld

Regelmäßige Bewegung gehört zu einem gesunden Lebensstil einfach dazu. Dabei kommt es überhaupt nicht darauf an, sportliche Meisterleistungen zu erzielen. Wichtig ist, dass Sie eine Sportart finden, die Ihnen Spaß macht und sich gut in Ihren Alltag integrieren lässt. Denn nur dann ist die Chance groß, dass Sie dranbleiben und mehrmals pro Woche trainieren. Zusätzliche Punkte fürs Bewegungskonto können Sie aber auch einfach zwischendurch sammeln: Gehen Sie möglichst viel zu Fuß oder steigen Sie öfters einmal auf das Fahrrad um.

Reizdarmsyndrom: Behandlung einzelner Symptome

Ist bei Ihnen Durchfall das Hauptproblem? Oder leiden Sie vor allem darunter, dass Sie oft Blähungen haben? Im Folgenden haben wir für jedes der typischen Symptome bei Reizdarm hilfreiche Tipps zur Behandlung zusammengestellt.

Tipps bei Durchfall

Tipps bei Verstopfung

Tipps bei Blähungen & Blähbauch

Tipps bei Bauchschmerzen und Krämpfen

Reizdarm Wichtige Differentialdiagnosen

Verschiedene Erkrankungen können ähnliche Beschwerden wie das Reizdarmsyndrom auslösen, dazu zählen z. B.:

  • Darm-Infektionen (z. B. mit Salmonellen, Shigellen)
  • Bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms
  • Morbus Crohn
  • Colitis ulcerosa
  • Zöliakie
  • Nahrungsmittel­unverträglichkeiten
  • Störungen der Schilddrüsenfunktion
  • Tumoren im Magen-Darm-Trakt

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1Layer P et. al.; S3-Leitlinie zur Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Reizdarmsyndroms. Z Gastroenterol 2011; 49:237-293 (In Überarbeitung).
2Irritable Bowel Syndrome: a Global Perspective Update September 2015. World Gastroenterology Organization, 2015.